18.11.2025
Am 03.11.2025 war Florian Köbler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), als Referent beim 28. Ulmer Kolloquium für Wirtschafts- und Steuerrecht. Dort präsentierte er seine Vision für die Zukunft der Finanzverwaltung und des steuerlichen Ökosystems.
Köbler stellte in seinem Vortrag klar heraus, dass die Demografie zur Kernherausforderung für die Finanzverwaltung geworden ist. Bereits heute gelinge es nicht mehr, alle offenen Stellen zu besetzen – ein Problem, das nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Steuerberatung betreffe. Diese Entwicklung treffe auf ein zunehmend komplexer werdendes Steuerrecht. Das verschärfe die Situation zusätzlich.
Der DSTG-Bundesvorsitzende untermauerte seine Ausführungen mit den Ergebnissen einer tiefenpsychologischen Studie der DSTG: Lediglich zwölf Prozent der Befragten empfänden das deutsche Steuersystem als gerecht. Das maximale Streben nach Einzelfallgerechtigkeit bewirke paradoxerweise oft das Gegenteil. Köbler forderte daher eine grundlegende Vereinfachung des Steuerrechts und verwies beispielsweise auf die bereits vorliegenden Vorschläge der Expertenkommission.
Für Köbler zentral: Die Notwendigkeit, die Digitalisierung der Finanzverwaltung völlig neu zu denken. "Die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklungen ist gigantisch", betonte er. Diese Dynamik biete die einmalige Chance, sehr rasch ein neues, zukunftsfähiges System zu entwickeln.
Der DSTG-Vorsitzende plädierte für ein besseres Miteinander zwischen Verwaltung, Steuerberatung und Steuerpflichtigen. Compliance-orientierte Ansätze und das gemeinsame Arbeiten an Daten spielten dabei eine Schlüsselrolle. Auch digitale Regelwerke und Rule Engines würden künftig den Bürgerservice erheblich verbessern und es ermöglichen, einen Großteil der Fälle zu automatisieren.
Als großen Katalysator für den digitalen Wandel identifizierte Köbler das Jahr 2028, in dem die E-Rechnungspflicht eingeführt wird. Diese Neuerung werde fundamentale Veränderungen im gesamten steuerlichen Ökosystem anstoßen.
"Wir können uns heute noch nicht vorstellen, wie fundamental sich unser System in den kommenden fünf bis zehn Jahren verändert haben wird", resümierte Florian Köbler. Diese Entwicklung sei eine große Chance, berge aber auch Gefahren. Sein Fazit: "Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen."
Deutsche Steuer-Gewerkschaft, PM vom 07.11.2025